Das europäische Klimagesetz ist eine klare Ansage: Bis 2030 müssen die CO2-Emissionen in der EU um mindestens 55 % gesenkt und bis 2050 auf null gebracht werden. Der „Green Deal“ und das Maßnahmenpaket „Fit for 55“ sollen der Industrie dafür den Weg ebnen: Es gilt, den CO2-Ausstoß vorhandener Anlagen zu reduzieren und rechtzeitig komplett auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Doch was bedeutet das konkret für die Prozesswärmegewinnung? Welche Optionen gibt es? Und ist jetzt schon der richtige Zeitpunkt für den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen? Eine Bestandsaufnahme.
Bei der Prozesswärmegewinnung mit einem klassischen gasbefeuerten Erhitzer entstehen beim Verbrennungsprozess zwangsläufig Kohlenstoffdioxid (CO2) und umweltschädliche Stickoxide (NOx). Zusätzlich benötigt der Betrieb solcher Anlage elektrische Energie. Für ein WTÖ 1250 ergeben sich beispielsweise folgende Kennwerte:
Elektrische Erhitzer (WTE) lassen sich ohne den Einsatz fossiler Energieträger betreiben. Wird dabei nachhaltig gewonnener Strom verwendet, arbeitet die Anlage komplett klimaneutral. Mit den WTE bieten wir schon heute eine praxisgerechte Option für klimaneutrale Prozesswärmegewinnung. Das WTE 1250 bietet beim Betrieb mit grünem Strom zum Beispiel diese Kennwerte:
Aktuell ist der Betrieb eines WTÖ im Vergleich zum WTE in den meisten Ländern der EU günstiger, wobei Schweden eine Ausnahme bildet. In der ersten Hälfte von 2021 kostete der Einsatz eines WTE nach Eurostat-Angaben ohne Berücksichtigung erstattungsfähiger Steuern zwischen 400.000 und 600.000 Euro mehr als der eines WTÖ, in Deutschland sogar fast 998.000 Euro. In seiner Studie „Wirksame CO2-Bepreisung“ geht das Centrum für europäische Politik cep aber davon aus, dass sowohl die CO2-Preise im Emissionshandel als auch die CO2-Steuern in den einzelnen EU-Ländern erheblich ansteigen werden. Deshalb ist mit immer höheren Energie- und Gaspreisen zu rechnen, während die Preise für Strom aus erneuerbaren Energiequellen durch Subventionen konstant gehalten werden sollen.
Ab einem Gaspreis von circa 10 ct/kWh steht der WTE bei den Betriebskosten besser da als der WTÖ, wenn die Strompreise konstant bleiben. Das entspricht einer Verdreifachung des Gaspreises gegenüber dem europäischen Durchschnittspreis von Anfang 2022. Betrachtet man die Gaspreisentwicklung in den letzten Jahren, erscheint ein solches Szenario nicht unrealistisch.
Nicht zuletzt der Umstieg auf LNG-Lieferanten als Folge des Krieges in der Ukraine hat zu einem rapiden Anstieg der Preise für Erdgas gesorgt. Bislang ist unklar, ob und auf welchem Niveau sich die Gaspreise stabilisieren – sicher ist nur die Unsicherheit.
Es ist denkbar, dass die Politik neben der CO2-Bepreisung schrittweise auf weitere Regulierungsmaßnahmen setzt, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Ein Verbot von fossilen Brennstoffen ist dabei nicht auszuschließen. In Konsequenz wäre der Betrieb eines WTÖ in seiner jetzigen Form nicht mehr zulässig. Darüber hinaus ist langfristig mit einer weltweiten Senkung der Stickoxid-Grenzwerte zu rechnen, was kostspielige Umrüstmaßnahmen für befeuerte Erhitzer nach sich ziehen wird. Mit Blick auf die durchschnittliche Erhitzer-Nutzungsdauer von 30 Jahren erscheint die Anschaffung eines WTE unterm Strich daher ökologisch und ökonomisch vorteilhaft.
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